Montag, 29. November 2010

13.06.2010: Rüeggisberg - Schwarzenburg (11 km)

2. Reise/9. Tag

Es war nicht überraschend. Dieser Schatten lag von Anfang an über meinem Weg. Als es dann soweit ist - Mum sagt es mir am frühen Morgen am Telefon - bricht so viel Widersprüchliches über mich herein, dass ich einfach nicht mehr kann. Lange weine ich in Monicas Pullover.

Meine Oma starb in der Nacht.

Ein Schock, dass ich meinen Weg hier abbrechen muss, gerade dort, gerade jetzt - und doch weiß ich, dass ich sofort nach Hause muss. Ich kann es nicht fassen, dass Monica und ich am Abend noch so fröhlich waren, wir sangen und dichteten und lachten bis tief in die Nacht - während die Oma um ihr Leben rang.

Und zwischen all den Tränen bin ich auch unheimlich froh und erleichtert: Dass sie es geschafft hat, endlich. Es war ein langer Kampf.

Ich laufe mit Monica noch bis Schwarzenburg zum nächsten Bahnhof. Erst viel später werde ich verstehen, wie wichtig dieses letzte kleine Stück Weg für mich war. Irgendwie hielt die Welt den Atem an und ich folgte Monica durch ein Vakuum, zum Licht ganz am Ende des Tunnels. Ich sah keine gelben Pfeile, keine Straßenkreuzung, war selbst fast nicht imstande, die Zugverbindung zu checken. Danke Monica - mit dir kam ich warm und sicher am Bahnhof an. Der Weg hat mir dich geschickt.

Von diesem Tag gibt es kein einziges Foto und keine Musik.

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